Tierschutzhunde
Pfoten auf Asphalt - Folge 8: Tierschutzhunde
Letzte Woche gab es keine neue Folge – denn ich war im Free Amely Dogshelter in Rumänien. Zum zweiten Mal schon, und ganz sicher nicht zum letzten Mal. Falls auch du vor Ort helfen möchtest, findest du bei Pfotenherz alle Infos zu den Freiwilligeneinsätzen im Shelter.
Auf der Homepage gibt’s übrigens noch viele weitere Möglichkeiten, den Hunden zu helfen – auch aus der Ferne.
Mein Aufenthalt hat mich jedenfalls dazu inspiriert, eine zusätzliche Folge einzuschieben – rund um das Thema Tierschutzhunde und wie eine Adoption eigentlich abläuft.
In der achten Folge von Pfoten auf Asphalt dreht sich daher alles um Tierschutzhunde. Gemeinsam mit Daniela Roisz, Yogalehrerin und Hundehalterin, sprechen wir darüber, wie eine Adoption eines Tierschutzhundes abläuft.
Highlights der Folge:
Ehrlicher Einblick in den Adoptionsprozess
Daniela erzählt aus erster Hand, wie unterschiedlich Tierschutzvereine arbeiten – vom strukturierten, seriösen Vorgehen bei Canifair bis zu problematischen Erfahrungen mit einem weniger transparenten Verein.Realistische Einschätzung statt Wunschdenken
Sie schildert eindrücklich, wie wichtig eine ehrliche Charakterbeschreibung eines Hundes ist – bei ihrer Hündin „Mim“ wurde dies versäumt, was zu massiven Herausforderungen führte.Lernen durch Erfahrung – und Dranbleiben
Trotz Schwierigkeiten mit ihrer zweiten Hündin gibt Daniela nicht auf – sie investiert Zeit, Training und Geduld. Ihr Beispiel zeigt, dass es oft eine emotionale Reise ist, aber eine lohnenswerte.
Praktische Tipps:
Vorsicht bei zu allgemeinen Beschreibungen
Wenn bei vielen Hunden immer wieder dieselben Floskeln stehen („verspielt“, „welpentypisch“, „braucht noch das Hunde-ABC“), ist Skepsis angebracht – das kann auf mangelnde Kenntnis oder Intransparenz hindeuten.Genau prüfen, welcher Verein dahintersteht
Lieber einen seriösen Verein mit klaren Abläufen und Teamstrukturen wählen. Einzelpersonen mit vielen Spendenaufrufen und wenig Nachbetreuung sind mit Vorsicht zu genießen.Nicht nur aufs Aussehen achten – der Alltag zählt
Sich nicht nur in ein Foto verlieben, sondern ehrlich fragen: Passt dieser Hund wirklich zu meinem Alltag, meiner Wohnsituation und meinen Möglichkeiten?“Geht respektvoll miteinander um, egal ob Mensch oder Hund. Neue Folgen gibt es alle 14 Tage.
Shownotes:
Quellen und Links:
Pfoten auf Asphalt Spotifyplaylist
Bei Fragen schickt uns ein Mail an pfotenaufasphalt@grossstadthund.com
Transkript:
Erich:
Hallo und herzlich willkommen bei Pfoten auf Asphalt, dem Podcast für Stadtmenschen mit Hund und solchen, die es werden wollen. Ich spreche heute mit einer Pflegestellenversagerin. Den ersten Hund, der zu ihr auf Pflegestelle kam, den hat sie direkt behalten. Sie hat selbst schon in der Vermittlung in einem Tierschutzverein mitgearbeitet und wird uns heute durch den Adoptionsprozess führen. Viel Spaß dabei!
Lass das Ganze runterzählen und sag mal Hallo, liebe Daniela, danke, dass du da bist.
Daniela:
Hallo, lieber Erich, danke für die Einladung.
Erich:
Sehr gerne. Ich wollte mit dir heute reden, weil du auch, wir kennen uns schon länger und wir haben beide häufig Tierschutzhunde und ich war letzte Woche ja im Free Emily in Rumänien, habe dort mitgeholfen und dachte, wir schieben mal. eine Folge über das Thema Tierschutzhunde ein. Aber bevor wir damit starten, magst du uns mal erzählen, wer du bist, was du machst?
Daniela:
Ja, hallo. Also ich bin die Daniela, ich wohne in Wien und im Burgenland und ich habe mittlerweile meine zweite Hündin aus dem Tierschutz und ich war auch mal Pflegestelle für den Tierschutz.
Erich:
Und wie lange ist die Mim, heißt sie, jetzt schon bei dir?
Daniela:
Also man merkt, die aktuelle Hündin, die Mim, die ist im August, werden es jetzt zwei Jahre, also circa eineinhalb Jahre ist sie jetzt bei mir. Und sie kommt aus Bosnien ursprünglich und wurde von einem Verein vermittelt mit Sitz in Österreich, der eben Hunde aus Bosnien nach Österreich und ich glaube auch Deutschland und Schweiz vermittelt.
Erich:
Wie alt war sie, als du sie bekommen hast, die Mim?
Daniela:
Sie war sieben Monate alt.
Erich:
Und dein erster Hund war ja auch aus dem Tierschutz, den ich ja auch noch kennen durfte. War die von einem anderen Verein oder vom gleichen Verein?
Daniela:
Nein, also meine erste Hündin, die Lula, die war aus Ungarn. Die war von einem anderen Verein und zwar von einem Deutschen, der sich zur Aufgabe gemacht hat, aus einem bestimmten Tierheim in Miskolc, das ist in Ostungarn, also sehr weit weg, fast schon in der Ukraine, um von dort, von diesem Tierheim, die Hunde nach Österreich, Deutschland und in die Schweiz zu vermitteln.
Erich:
Und magst du uns sagen, welche Vereine das waren?
Daniela:
Der erste heißt Canifair, mit C geschrieben und Ani und wie das Wort Fair. Den nenne ich gerne, weil das war nämlich, die sind super. Also da sage ich wirklich, die sind super seriös. Und das hat alles super funktioniert. Ich war nämlich Pflegestelle für meine erste Hündin, weil ich zuerst sehr unsicher war, ob ich mir das wirklich zutraue. Es war so ein Herzenswunsch von mir seit Kindheit eigentlich. Aber wie ich dann erwachsen war, habe ich echt Zweifel gehabt, ob ich dann wirklich gewachsen bin. Und das hat super funktioniert mit denen. Und der zweite Verein, wo ich jetzt die Mim herhabe, ich weiß ehrlich gesagt jetzt den genauen Wortlaut gar nicht. Und den möchte ich eigentlich lieber nicht nennen, weil über den habe ich nicht so Positives zu berichten. Und den möchte ich jetzt nicht an den Pranger stellen, aber ich kann dann erzählen, wie man es nicht machen sollte und wie das bei der Mim abgelaufen ist.
Erich:
Du hast dann eben einen guten Vergleich und ich würde dann eben sagen... Wir gehen einfach mal Schritt für Schritt den Prozess, wie ich ihn kenne, durch. Und du kannst dann gerne so ein bisschen dazu erzählen, vor allen Dingen, wenn du den Vergleich hast, wie es beim einen und wie es beim anderen so ein bisschen gelaufen ist. Was war das Gute, was war das Nicht -so -Gute, das du erlebt hast. Und das Erste, was man dann macht, man verliebt sich oft in einen Hund, den man irgendwo sieht, schaut sich mal die Homepage an und so. Und das Erste, was man dann oft machen muss, ist diese Selbstauskunft ausfüllen. Die kennst du wahrscheinlich auch. Wie hast du die Erinnerung, wie umfangreich war das?
Erich:
Ja, da werden halt so Dinge abgefragt wie die Lebenssituation, ob man in der Stadt lebt, in einer Wohnung, in einem Haus, ob der Vermieter das erlaubt überhaupt. Und damit wird halt so die Situation erfasst. Und ich habe auch eine Zeit lang, das fällt mir jetzt wieder ein, in dem Verein, wo die Lula... von dem die Lula vermittelt wurde, in dieser Erstauskunft so mitgearbeitet. Weil die Hunde sind ja normalerweise online und man kriegt dann recht oft ein E -Mail, wo halt kommt, ich will diesen und jenen Hund adoptieren. Und dann ist das Erste, was so zurückgeschickt wird, füllen Sie mal unseren Selbstauskunftsbogen aus. Und der ist oft sehr umfangreich und viele fallen dann schon raus. Also die haben da irgendwie spontan den Hund gesehen, haben sich gedacht, ah toll, den will ich. Und dann, wenn sie diese Selbstauskunft sehen, da haben sie dann vielleicht schon einen anderen gefunden, der was ihnen besser gefällt und dann kommt oft gar nichts mehr zurück. Ich habe schon einige ausgefüllt und habe mich auch für Hunde schon beworben, wo das dann nichts wurde, weil die schon woanders einen Fixplatz hatten oder die dann fanden, der Hund passt nicht so gut bei mir hinein und die geben ihn mir nicht. Hatte ich auch schon. Das sind halt mehr oder weniger umfangreich. Also manche sind sehr, sehr detailliert. Da muss man auch das Gehalt angeben, das man verdient und wo man arbeitet oder vielleicht sogar eine Bestätigung vom Vermieter mitschicken. Und andere sind halt so nicht ganz so umfangreich. Aber ich glaube, man will sich halt einen Überblick verschaffen. Ist es überhaupt realistisch, dass diese Person einen Hund sich nimmt oder kommt er dann sowieso in drei Wochen wieder retour, weil das total unrealistisch ist? Oder die Person adoptiert vielleicht einen Hund, der sehr intensiv ist in der Haltung und wohnt aber so, dass das halt ganz schwierig ist mit diesen Umständen. Also ich sage jetzt mal, Herdenschutzhund in einer 30 Quadratmeter Wohnung mitten in der Stadt wird schwierig. So als Pauschalbeispiel.
Erich:
Die sind also sehr unterschiedlich, diese Selbstauskünfte, hast du die Erfahrung gemacht, unterschiedlich lang, aber bieten halt mal so einen guten Überblick und schauen mal so ein bisschen drauf, ob es generell matchen wird. Und dann folgt noch ein Telefonat mit dem Verein meistens. Was passiert da dann noch?
Daiela:
Also der Verein hat dann mal so einen ersten Eindruck und die schauen dann, glaube ich, einfach mal. wie sich das anspürt, wenn man dann mit der Person mal redet, was das für einen Eindruck macht. Ich glaube, dass manche Selbstauskunftsbögen, das ist auch voll der Zungenbrecher, dass man da sowieso schon rausliest, dass das eh nichts werden kann. Dann erklärt man halt den Interessenten, dass das halt gar nicht passt. Oder beim Machen hat man einen super Eindruck, denkt sich, tolle Stelle, müsste eigentlich für den Hund super passen, rufe ich mal an. Und dann macht man sich ja oft im Zuge von diesem Anruf schon einen Termin aus für den Besuch. Und es kommt ja vom Tierschutz, bei mir war das immer so, dann jemand vorbei, der sich dann auch anschaut, ob das stimmt, wie man wohnt, ob man dort wirklich wohnt und wie das ausschaut im Haus oder in der Wohnung.
Erich:
Das ist ja diese Vorkontrolle und ich glaube, das ist etwas, vor dem die meisten Leute so ein bisschen Angst haben vor dieser Hürde, weil ja doch irgendwie... zu dir nach Hause kommt und man fühlt sich vielleicht so ein bisschen kontrolliert. Wie war es für dich, diese Situation?
Daniela:
Also ich muss sagen, bei mir waren jetzt für beide Hunde die Vorkontrollen immer easy und sehr freundlich. Und das eine Mal, wo mir sozusagen gesagt wurde, dass der Hund bei mir nicht so, dass sie diesen Hund nicht passend sehen für mich, das hat sich dann schon... im Zuge von diesem ersten Telefongespräch herausgestellt. Also die haben dann gesagt, aus welchen Gründen, sei es jetzt gerechtfertigt oder nicht, kann man jetzt streiten drüber. Aber die haben halt gesagt, nein, sie finden halt, dass das nicht passt. Und da ist dann zu dem Erstbesuch gar nicht gekommen. Aber die beiden Erstbesuche, also es war eigentlich immer kein Erstbesuch, sondern nur der eine einzige Besuch, die waren immer sehr harmonisch und freundlich. Also es sind vielleicht noch ein paar Sachen so genau abgefragt worden. Aber das hat immer gepasst. Das war jetzt nicht, dass ich ein ungutes Gefühl gehabt hätte. Das war immer in Ordnung.
Erich:
Und dann ist es abgecheckt worden und dann ist es endlich soweit. Ich glaube, dann kriegt man ja schon mal so den Adoptionsvertrag oder so zugesendet. Man kann sich das mal alles durchlesen, anschauen. Da steht drinnen, was es kostet, woher der Hund kommt. Und du hast das ja auch schon bei zwei Vereinen gemacht mit den zwei Hunden. Waren auch diese Verträge relativ gleich, die Kosten gleich? Hat es da Unterschiede gegeben?
Daniela:
Den Wortlaut vom Vertrag, den liestt man sich einmal durch und dann tut man den irgendwo in eine Mappe. Aber das war halt im Grunde, ja, sind die sehr ähnlich immer. Die Schutzgebühr war damals bei der Lula, glaube ich, irgendwie 300 Euro oder 340. Zehn Jahre später circa bei der Mim waren das dann 400 Euro. Also das ist da so der Bereich, wo man sich bewegt, normal bei so einem Tierschutzhund. Und es steht dann vielleicht, meine Hündinnen waren beide schon kastriert, als sie zu mir gekommen sind, aber da gibt es dann auch mal so Bestimmungen, wenn die Hunde noch zu jung sind, wegen der Kastration oder ist so ein Kastrationsgutschein vielleicht dabei oder so in die Richtung ist das dann immer so ein besonderer Punkt. Und auch, dass man, bevor man den Hund irgendwie weitergibt, da muss man den Verein kontaktieren. Also so gewisse Bestimmungen, die den Hund halt schützen, dass man nicht einfach willkürlich irgendwen gibt, der nicht geeignet ist.
Erich:
Das ist der ganz, super Punkt. Und auch, die wenige Leute wissen, dass man, wenn man den Hund mal hat, den nicht einfach irgendwo hingeben darf oder hingeben sollte, sondern wenn es nicht geht, den Verein wieder informiert. Weil die sind ja auch eben verpflichtet, sogar den Hund wieder zurückzunehmen und sorgen auch meistens schon dafür, wenn es ein guter Verein ist. dass es im Notfall auch schon eine Pflegestelle in Österreich gibt oder da in dem Land wo er hinkommt. So kenne ich das dann.
Daniela:
Genau, ja.
Erich:
Und dann durftest du einmal die Lula und dann die Mim abholen oder wurde die dir vor die Tür gebracht im Amazon -Paket?
Daniela:
Ich habe tatsächlich beide jeweils von einer Autobahnraststätte abgeholt. Das hört sich jetzt so ein bisschen unseriös an, wenn man es das erste Mal hört, weil es ja heißt, kaufen Sie keine Hunde. aus dem Kofferraum und nicht irgendwo auf Parkplätzen. Aber natürlich ist ja der Übergabe des Hundes immer schon diese Selbstauskunft und das persönliche Gespräch. Und das war ja schon alles unter Dach und Fach. Und es ist dann, so wie es ich kenne, so, dass halt diese Vereine mit einem Transporter, mit lauter Hundeboxen drinnen und klimatisiert und meistens in der Nacht, besonders in der warmen Jahreszeit, halt losstarten. Dann an den Autobahnraststätten, also die fahren meistens so, ich sage jetzt mal Ungarn, Österreich, Deutschland oder bei der Mim Bosnien, wo man da fährt, Bosnien, Kroatien, Slowenien, Ungarn, so irgendwie, Österreich, Deutschland und bleiben dann an den Autobahnraststätten stehen. Da wird im Vorhinein halt geschaut, was ist auf der Route deine näheste Raststätte und dann hast du ein Zeitfenster, wo in etwa dann die dort ankommen. Und wo du dann dort sein musst und deinen Hund übergeben bekommst.
Erich:
Dann kommt der Hund und es rennt hoffentlich alles gut. Und dann sollte es nochmal irgendwann so Nachbetreuung oder so Nachkontrolle geben. Hat es die bei dir gegeben?
Daniela:
Also tatsächlich ist mir jetzt zwischenzeitlich eingefallen, es gab sie bei der Lula, also bei dieser seriösen Tierschutzorganisation, da gab es die tatsächlich. dass eine Betreuerin von denen sogar ein paar Tage, nachdem die Lula zu mir gekommen ist, gefragt hat, ob sie mal vorbeigekommen darf. Und wir gehen miteinander spazieren eine Runde und hat gefragt, wie es uns geht miteinander. Und bei der Mim gab es das nicht. Also da gab es nur nach circa einem Jahr oder so, gab es mal eine Nachfrage per WhatsApp, ob alles okay ist. Ich habe dann ein paar Fotos geschickt vom neuen Zuhause und damit war das erledigt.
Erich:
Sehr interessant, aber wie geht es dir jetzt mit der Mim? Wie geht es generell? Ist sie ein geübter Stadthund oder würdest du eher sagen, nein?
Daniela:
Nein, also die Mim, die mag die Stadt nicht so. Der Unterschied jetzt in meinem Fall zwischen Lula, mein erster Hund, da hat das alles super geklappt und die Mim, mein jetziger Hund, da ist viel schief gelaufen. Der Unterschied ist der, dass bei der Lula hat es wirklich eine realistische Charakterbeschreibung gegeben. Also da ist gestanden, Anfängerhund, kann Anfängen in der Hundehaltung empfohlen werden, hat keine Angst, kann gut mit anderen Hunden, kann gut mit Menschen, ist schon auch ein bisschen mit der Leinenführigkeit vertraut und war genau so, wie es beschrieben war. Bei der Mim, die war ja noch recht jung. Also die Fotos von ihr, die online waren, da war sie, ich sage jetzt mal so drei, vier Monate alt. Also da war sie eine Welpe und man hat noch nicht gesehen, was da für ein Hund, eine Hunderasse ist. Also es war jetzt nicht so, dass man sagt, ah, das ist sicher diese und jene Rasse, sondern da war irgendwie noch alles möglich, sage ich mal. Und dann, als sie zu mir kam, mit sieben Monaten, hat man eigentlich schon sehr deutlich gesehen, dass das auch... Schäferhund -Mix ist. Also so Richtung deutscher Schäfer, belgischer Schäfer. Und bei der Mim ist in der Charakterbeschreibung halt so auf die Art gestanden, Welpe, also sehr jung noch, beziehungsweise Welpe, als wäre sie so ein unbeschriebenes Blatt. Also solche Sachen wie Welpen typisch verspielt, muss noch das kleine Hunde -ABC lernen, Kinder im gemeinsamen Haushalt sollten schon standfest sein. als wäre die sozusagen total unbefangen und ein junger Hund halt. Und als die Mim dann gekommen ist, hat sich zum einen herausgestellt, dass sie ein Schäfermischling ist, was man eigentlich auch schon gut sah dann zu dem Zeitpunkt. Und es hat sich herausgestellt, dass sie Angst hat vor Kindern, dass sie nichts kennt, also dass sie weder stiegen steigen kennt, noch sonst irgendwas. Geschirr kannte sie, das muss man sagen. Das Geschirr und Halsband, das war für sie okay. Und dass sie sehr große Angst hatte, also das war die größte Baustelle, die sie hatte, dass sie sehr große Angst hatte vor anderen Hunden. Ich habe dann auch aus Interesse einen Gentest gleich machen lassen. Das mache ich eigentlich immer, weil wenn man schon einen Hund adoptiert, wo man nichts weiß, was der bisher erlebt hat, dann finde ich es zumindest immer interessant, die Genetik zu kennen. Und es ist dann auch tatsächlich rausgekommen, dass die Mim ein Drittel Malinois, also belgischer Schäfer und ein Drittel deutscher Schäfer ist und ein Drittel halt Mischling. Also sie schaut sehr schäfermäßig aus, aber sie hat zum Beispiel Hängeohren, die Schäfer haben ja normal Stehohren und sie hat auch nicht diesen abfallenden Rücken zum Glück. der mittlerweile ein Qualzuchtmerkmal ist bei den deutschen Schäfern. Also sie ist sehr robust. Hätte ich dieses Wissen gehabt, dann hätte ich sie nicht adoptiert. Also sie ist jetzt mein Ein und Alles und ich liebe sie heiß und ich würde sie auch nicht mehr hergeben. Aber es war sicher nicht das, was ich mir vorgestellt habe, weil sie sehr arbeitsintensiv einfach ist.
Erich:
Und weißt du, die Mim, die ist wahrscheinlich auch schon im Shelter geboren worden, oder?
Daniela:
Nein. Die Mim wurde ausgesetzt gefunden mit ihren zwei Brüdern.
Erich:
Okay, aber da war sie noch ganz klein und ist dann ins Shelter gekommen.
Daniela:
Genau. Bei der Lula in Ungarn, ich war einmal in den Tierheimen vor Ort und die kennen ihre Tiere. Das muss man wirklich sagen. Es haben mittlerweile auch schon drei Leute aus meinem Bekanntenkreis auch von dort adoptiert und es hat eigentlich immer gut gepasst. Natürlich ist der Hund im Tierheim ein bisschen anders, als er sich dann nach ein paar Monaten zu Hause zeigt. Aber es war jetzt nie so, dass die Einschätzung total daneben war, so wie bei der Mim.
Erich:
Aber waren es auch schon erwachsenere Hunde, oder?
Daniela:
Ja, das stimmt, ein bisschen älter. Aber man merkte halt bei der Mim, dass gerade diese wichtige Prägephase der ersten Monate einfach total verabsäumt wurde. Das Einzige, was sie konnte, ist Türen auf machen. weil sie offenbar irgendwo drinnen war und halt gecheckt hat, dass die Person, die kommt, die Schnalle runterdrückt und aus und eingeht. Aber sonst kannte sie nichts.
Erich:
Mittlerweile seid ihr trotzdem zusammengewachsen.
Daniela:
Ja, natürlich. Aber was mich zum Beispiel wirklich sehr geärgert hat, war, als ich dann diesen Gentest hatte, habe ich der Tierschutzorganisation geschrieben. Insbesondere, weil der Mim ihre Brüder ja noch in der Vermittlung waren. Und habe geschrieben, schaut, das ist der Gentest. Das ist ein Malinois. Ich meine gerade, Malinois und deutscher Schäfer sind Arbeitshunde, sind Polizeihunde. Das sind Hunde, die auch heute noch teilweise wirklich einen Job haben. Und so einen Hund zum Adoptieren, muss man eben wissen, was man sich ins Haus holt. Und ich habe mir gedacht, die sollen das doch reinschreiben in das Inserat von ihren Brüdern, damit die Leute gewappnet sind. Das Einzige, was zurückkam, war, Und wörtlich, also schriftlich eigentlich, aber wirklich Wort für Wort, das mit dem Schäfer war eh bekannt. Wo ich mir dann gedacht habe, warum habt ihr es dann nicht reingeschrieben? Und ich habe auch dann diese Inserate verfolgt von ihren Brüdern. Da ist es auch nie dazu geschrieben worden. Also man hätte ja sogar dieses Foto, wo man eh schon einen Gentest hat, einfach dazunehmen können, als Foto ins Inserat stellen. dass man sieht, was der Hund so für einen Stammbaum hat, weil die sind ja Geschwister. Es ist dann tatsächlich auch so gewesen, dass einer von ihren Brüdern nach einem halben, dreiviertel Jahr wieder in der Vermittlung aufgetaucht ist. Also der wurde dann tatsächlich zurückgegeben von Menschen, die das nicht geschafft haben. Das finde ich dann total unfair, wenn man es eigentlich schon weiß. Ja, was ist das für ein Rassemix, Warum schreibe ich es nicht ins Inserat hinein? Und zu sagen, das war eh bekannt. Und dann gibt es vorher zwei Gespräche und dann wird es nicht einmal gesagt, ja, aber die Mim hat schon einen Hütehund dabei, einen Schäferhund dabei. Wäre wichtig gewesen zu wissen.
Erich:
Das sehe ich auch so, wie du sagst. Wenn man es weiß, sollte man es sagen. Wenn man ihnen einen Gentest zur Verfügung stellt und sagt, ja, wahrscheinlich ist das und das da drinnen, können sie ja jetzt bitte dazu sagen. Und dann gesagt zu bekommen, nein, das haben wir eh gewusst, das ist schon... Etwas frech.
Daniela:
Ja und ich habe im Nachhinein so den Eindruck, dass diese Frau vom zweiten Tierschutzverein so ein Einfraubetrieb ist. Also bei Canifer, da gibt es so ein Vereinsteam und da sind ganz viele Ehrenamtliche, die das miteinander machen. Habe ich ja da eine Zeit lang auch mitgearbeitet. Aber die zweite, das war eine Frau, die sicher sehr tierlieb ist und die besten Absichten hatte, die selber bosnische Wurzeln hat. Und das so ihr Hobby ist, da hin zufahren und Hunde mitzunehmen. Und die hat dann auch immer wieder über ihren WhatsApp-Account so Storys gepostet mit Spendenaufrufen, ganz massiv. Und sich auch immer so aufgeregt hat, wenn ein Hund zurückgegeben wurde, weil das halt nicht gepasst hat, was sicher oft vorgekommen ist, weil die Beschreibungen auch nicht gepasst haben. Und sie dann immer diese Hunde sozusagen selber nehmen musste. Und das zeigt halt auch, dass die das irgendwie im Alleingang macht. Und wenn dann schon die Beschreibungen nicht stimmen und dann Hunde zurückkommen und sie hat dann drei, vier Hunde zu Hause, ist aber noch berufstätig und jeden Tag von 8 bis 18 Uhr nicht daheim. Also da muss ich schon sagen, da ist die Tierliebe ein bisschen falsch gelebt, meiner Meinung nach. Weil ich habe in die Mim sehr viel Zeit und Geld investiert in Hundetraining. Und die hat ganz viel Anwesenheit natürlich am Anfang gebraucht. Und das kann nicht jeder geben. Ich bin selbstständig, ich kann mir meine Zeit gut einteilen. Ich bin viel zu Hause. Wenn ich jetzt Vollzeit arbeiten gehe, da kann ich das dann einfach nicht. Und das sind dann die Hunde, die dann wieder zurückgeben werden, wo die Leute dann sagen, ich bin dem nicht gewachsen. Und ich war auch oft kurz davor. Also ich habe mir oft gedacht, dadurch, dass sie so ängstlich war, das schaff ich nicht , und das war erst mein zweiter Hund, ich bin ja kein Profi, habe ich oft echt gedacht, nein, ich muss den Hund wieder zurückgeben, weil das kann ich mir jetzt nicht die nächsten 13, 14 Jahre vorstellen. Aber ich habe dann auch mit Unterstützung von meinem Partner und eben von dir das dann doch hinbekommen. Aber es war ein weiter Weg und ich würde total verstehen, wenn jemand sagt, nein, das schaffe ich nicht und ich gebe den Hund zurück. nehmen wir einen anderen Hund, der pflegeleichter ist.
Erich:
Ja, muss man eh verstehen und eben auch immer gut schauen, was für ein Tierschutzverein das ist. Aber umso schöner ist es, dass es am Ende für dich und für Mim geklappt hat und dass man auch, wenn man einen Hund aus dem Tierschutz nimmt, so als Zusammenfassung des Ganzen trotzdem auch sich mehrere Tierschutzvereine mal anschauen sollte, würde ich sagen.
Daniela:
Ich glaube, wenn man jetzt einen Hund sieht, online, der einem gefällt, sei das jetzt Willhaben oder dann der Link meistens auf die Website von der Tierschutzvereinigung selber, dass man sich vielleicht, wenn man sich die Charakterbeschreibungen mehrerer durchliest und es steht überall das Gleiche drinnen, dann ist das sozusagen ein Alarmzeichen. Und ich habe ja auch gesagt, dass, also zweimal hatte ich dieses Telefonat, wo mir dann gesagt wurde, na der Hund, der ist nichts für mich. Und die haben wahrscheinlich recht gehabt. Oft ärgert man sich ja auch, weil man sich in irgendein Foto verliebt hat und denkt sich, das war genau der Hund für mich. Aber wenn die den Hund kennen und die haben ja schon einen gewissen Erfahrungswert, dann finde ich, hat das meistens einen Grund, dass man sagt, nein, dir gebe ich den Hund nicht. Weil besonders als Anfänger überschätzt man sich ja oft. Da denkt man sich, der Malinois, der ist so schön. Das sind so tolle Hunde, so eine Mim oder der Afghane. Ein afghanischer Windhund wäre ja so ein Traum von mir. Aber das sind Hetzjäger, irrsinnig groß. Jagen sehr, sind irrsinnig schnell. Man muss sich halt dann auch überlegen, wie ist der Alltag mit dem Hund dann.
Erich:
Sehr spannend, was du sagst, eben wenn die Beschreibungen schon mal so gleich sind, siehst du das einnmal als Warnsignal und dann auch, wenn mal Nein gesagt wird, auch eher als gutes Zeichen. Gibt es noch irgendetwas, wo du sagen würdest, da würden bei dir jetzt die Alarmglocken angehen?
Daniela:
Alles was so diese unseriösen Welpenverkäufer und so. Auch ein Rassehund kostet im Tierschutz nicht mehr als 400, 500 Euro. Der kostet dann nicht 1 .500 Euro, nur weil es ein Australian Shepherd oder sowas ist. Das ist dann nicht mehr Tierschutz, würde ich sagen. Aber sonst würde mir jetzt nichts einfallen.
Erich:
Gibt es sonst noch irgendetwas, das du zu dem Thema sagen möchtest, das dir im Herzen liegt?
Daniela:
Wirklich sich fragt, wie ist der Alltag mit dem Hund? Auch wenn ich mich jetzt verliebt habe in einen Hund vom Foto, das ist dann oft so eine Herzensentscheidung. Und wenn der Hund dann wirklich da ist, man sollte sich immer fragen, kann ich dem Hund wirklich gerecht werden? Das ist, glaube ich, viel entscheidender, als dass ich jetzt sage, ich möchte unbedingt einen mit langem Haar oder irgendwas, was mir halt gefällt optisch. Es geht viel mehr um das Wesen vom Hund, wie man dann im Alltag harmoniert, was man denn bieten kann.
Erich:
Sehr kluge Worte zum Abschluss. Aber bevor wir ganz zum Schluss kommen, hätte ich noch gerne einen Tipp von dir. Und das kann jetzt alles sein, was dir einfällt. Buch, ein Film, irgendein Lied für unsere Spotify -Liste muss nichts mit Hunden zu tun haben, kann aber mit Hunden zu tun haben.
Daniela:
Also ich hätte zwei. Eine Filmempfehlung, Bailey, so wie der Likör, ohne S. Auf Englisch heißt er A Dog's Purpose. Da geht es um einen Hund, der immer wieder geboren wird. Also er drückt schon auf die Tränendrüse, weil der Hund ja ein paar Mal stirbt. Aber es geht immer sehr schnell wieder weiter im nächsten Leben. Das finde ich, ist für Hundeliebhaber wirklich ein toller Film. Und ein Lied hätte ich auch noch. Das ist vom Reinhard May. Es gibt Tage, da wünscht ich, ich wäre mein Hund. Ein altes Lied, aber immer noch aktuell.
Erich:
Ich werde es mir gleich anhören. Danke, Daniela.
Daniela:
Sehr gerne,
Erich:
Dankeschön. Tschüss.
Daniela:
Tschüss, Baba.