Spitze und Hunde vom Urtyp
Pfoten auf Asphalt - Folge 10: Spitze und Hunde vom Urtyp
In der ersten Folge von Pfoten auf Asphalt dreht sich alles um die spannende Welt der Spitze und Hunde vom Urtyp (FCI Gruppe 5). Gemeinsam mit Tabitha, Hundetrainerin und Gründerin der Hundeschule “Better Dogether”, sprechen wir darüber, wie Hunde aus dieser Gruppe das Stadtleben meistern können und welche Herausforderungen und Besonderheiten sie mitbringen.
Highlights der Folge:
Ursprünglichkeit & Vielfalt der Gruppe 5
Die FCI-Gruppe 5 umfasst sehr unterschiedliche Hundetypen – von Schlittenhunden über Jagdhunde bis zu asiatischen Spitze. Gemeinsames Merkmal: hohe Ursprünglichkeit, Eigenständigkeit und oft dichte Unterwolle sowie oft Ringelruten.Eigenständige Hunde mit wenig „Will to Please“
Hunde dieser Gruppe sind häufig wenig kooperationsbereit im klassischen Sinne. Sie hinterfragen Kommandos („macht das Sinn?“) und handeln oft selbstständig – was sie anspruchsvoll, aber sehr spannend macht.Stadthund oder doch lieber Landhund?
Auch urtümliche Hunde können in der Stadt leben – aber nur mit passender Auslastung, wie z. B. Mantrailing, Canicross oder abwechslungsreichen Spaziergängen. Ihre Bedürfnisse sind je nach Untergruppe extrem unterschiedlich.
Praktische Tipps:
Rückruftraining früh und konsequent aufbauen
Hunde dieser Gruppe sind häufig jagdlich ambitioniert oder eigenständig. Ein sicherer Rückruf ist essenziell – besonders im städtischen Umfeld mit vielen Ablenkungen.Belohnung statt Bestechung: Timing ist alles
Der Unterschied zwischen Bestechung (Futter vor der Nase) und Belohnung (Futter nach der Aktion) ist entscheidend. Nur so entsteht echtes Lernen und Kooperationsbereitschaft.Kurze, sinnvolle Trainingseinheiten
Viele Hunde dieser Gruppe verlieren schnell die Lust an Wiederholungen. Lieber einmal korrekt ausführen lassen und positiv beenden – statt fünfmal „Sitz“ abzufragen.
“Geht respektvoll miteinander um, egal ob Mensch oder Hund.”
Alle Infos zu Tabitha, ihrer Arbeit und der vollständigen FCI-Rassenliste findet ihr in den Shownotes.
Hört rein und erfahrt, wie ihr das Leben für euch und euren Hütehund in der Stadt entspannter gestalten könnt! Neue Folgen gibt es alle 14 Tage.
Shownotes:
Quellen und Links:
Pfoten auf Asphalt Spotifyplaylist
Bei Fragen schickt uns ein Mail an pfotenaufasphalt@grossstadthund.com
Transkript
ERICH:
Also, meine Hunde bellen gerade deshalb. Echt? Hört man das gar nicht? Die waren jetzt so richtig laut. Ich warte noch kurz.
Hallo, liebe Tabitha, zum zweiten Mal. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast. Möchtest du dich nochmal kurz vorstellen? Was machst du? Woher bist du? Warum bist du heute hier?
TABITHA:
Also mein Name ist Tabitha, wie du ja schon erwähnt hast. Ich bin aus Oberösterreich. Ich habe eine kleine, feine Hundeschule namens Better Dogether. Unterrichte dort hauptsächlich Hundesport wie Hoopers, Treibball und Co. Also mein Schwerpunkt ist eher auf das als auf Alltagstauglichkeitstraining, wobei ich das auch immer wieder mal anbiete. Und hier bin ich, weil, wie ich weiß, reden wir heute über Spitze und Hunde von Urtyp. Und da ich hier welche im Training habe, tatsächlich ein Samojede, der Treibball lernen möchte. Deshalb sozusagen bin ich hier. Danke nochmal für die Einladung.
ERICH:
Du hast jetzt schon gesagt, um welche Hunde es geht. Magst du uns nochmal sagen, welche FCI -Gruppe es ist und was für Rassen da noch dazugehören?
TABITHA:
Ja, sehr gern. Also es geht um die FCI -Gruppe 5. Das sind die Spitze und Hunde vom Urtyp. Diese Gruppe ist ja eigentlich sehr, sehr bunt gemischt. Es gibt da sechs Untergruppen. Da gibt es den europäischen Spitz, also den Spitz, den jeder kennt in verschiedenen Größen. Es gibt die nordischen Schlittenhunden wie Husky, Malamute und so weiter. Dann gibt es die nordischen Jagdhunde. Da ist drinnen der Finnenspitz, ein Elchhund. Dann gibt es noch die nordischen Wach - und Hütehunde wie den finnischen Lapphund. Dann noch asiatische Spitze wie Chow Chow oder Akita Inu oder Shiba Inu, die sieht man ja auch öfters. Und dann gibt es noch die Hunde vom Urtyp. Das sind Basenji, Canaan Dog, Thai Ridgeback, die sieht man eher nicht so bei uns. Und wie man merkt, ist es wirklich eine sehr bunte Gruppe. Die Gruppe vereint einfach, dass sie eben sehr ursprünglich sind. Sagt ja auch schon Hunde vom Urtyp. Und die haben sie da in dieser Gruppe zusammengefasst.
ERICH:
Sehr gut. Wozu wurden diese Hunde vom Urtyp mal gemacht?
TABITHA:
Je nach Gruppe, muss man hier sagen. Und deshalb macht es es auch so unterschiedlich. Die Spitze waren zum Beispiel Hof - und Wachhunde, deshalb sind die auch sehr bellfreudig, also das sollte man sich schon im Hinterkopf behalten. Die Schlittenhunde sind halt zum Ziehen gedacht, über lange Distanzen sehr ausdauernde Läufer, die sehr viel an Bewegung brauchen. Dann die Jagdhunde, die auch für Elche gezüchtet wurden, also Jagd auf große Wildtiere, sogar auf Bären. Mussten also sehr mutige und auch ausdauernde und auch lautjagende Hunde sein, damit der Jäger nach kommt. Und die anderen Gruppen, also die Wach-, Hütehunde und die Spitze und so, die sind dann sehr viel als Hofhunde gezüchtet worden oder als Tempelwächter in Asien. Und die Gruppe vom Urtyp, die ich schon erwähnt habe, der Basenji und so, die sind ja für... gar nichts gezüchtet worden. Die haben sehr, sehr lange unabhängig vom Menschen gelebt und deshalb sind sie auch sehr autonom. Also die sind auch alleine überlebensfähig, sagen wir mal so. Da gab es gar keinen Zuchtgrund, die haben sich selbst weiterentwickelt.
ERICH:
Okay, also wir haben da alles drinnen, wie ich es verstanden habe, was wir in den anderen Gruppen auch haben, auch von den Aufgaben her, nur eben noch sehr, sehr, sehr ursprünglicher sozusagen.
TABITHA:
Diese ganze Gruppe, dass sie eben so Ursprungsfunktionen haben und auch noch sehr ursprünglich sind, wenn man sich die Hunde optisch ansieht, die haben fast alle eine Ringelrute. Nicht alle, aber sehr viele haben eine Ringelrute. Sehr viele haben dichtes Fell mit Unterwolle, wenn man an die ganzen nordischen Rassen denkt. So ist diese Ursprungsfunktion hier vereint. Meistens ist die Körpersprache der Hunde noch sehr... sehr genau, weil sie halt noch so ursprünglich kommunizieren. Und sie sind auch, weil sie ursprünglich sind, sehr unabhängig und sehr eigenständig.
ERICH:
Was mir auffällt, gerade so Akitas und Shiva Inu sieht man jetzt eh wieder häufiger. Was glaubst du, wie das generell ist, die zu halten? Ob das eine gute Ideen ist, die in der Stadt zu halten oder schwieriger oder besser am Land? Oder glaubst du, ist denen wurscht?
TABITHA:
Ich glaube, es kommt sehr auf die... Einzelgruppe an, weil die Einzelgruppen, die Untergruppen halt so unterschiedlich sind. Man kann sich alle gut in der Stadt halten. Die Hunde haben ja auch gemeinsam, dass sie sehr intelligent sind. Das heißt, man muss vor allem in der Stadt auch die Intelligenz fördern, die zum Beispiel Nasenarbeit fördern, haben oft eine geringe Kooperationsbereitschaft. Das heißt, gerade für die Stad - ein Shiba Inu kann sein, dass er halt schon hinterfragt, muss ich da jetzt wirklich sitzen, macht das denn jetzt wirklich Sinn? Mit dem muss man umgehen können. Das muss man halt wissen, dass die Hunde so sind. Also grundsätzlich, glaube ich, kann man die Hunde schon in der Stadt halten, aber man muss sich je nach Gruppe überlegen, was ist das Bedürfnis des Hundes. Und wenn ich jetzt zum Beispiel einen Husky mir in der Stadt nehme, dann muss ich trotzdem irgendwie dafür sorgen, dass der sein Laufbedürfnis, das er einfach hat, befriedigt. Das kann sein ein gemeinsames Joggen, das kann sein eben Canicross, wo er auch ziehen muss, das kann sein Bikejöring, wo er halt das Rad zieht und dann geht das sicher auch in die Stadt. Oder man packt ihn ins Auto und spaziert mal dann in den Wald. Bei Spitzen ist es, dass die eben sehr wachsam sind. Und die neigen zu bellen. Spitze sieht man ja, gerade die Kleinspitze sind ja super süß, sieht man ja öfters in der Stadt. Hier muss man halt von klein auf darauf achten, dass die nicht zu kläffern werden oder zu viel bellen. Das kann in der Stadt mit den Nachbarn ja auch eher ungünstig sein. Ich glaube so, vor allem die Kleinspitze, die teilen ja oft das Schicksal kleiner Hunde. Das heißt, die werden nicht erzogen. weil die nimmt man halt hoch, also nichts gegen das Hochheben, aber die werden halt dann eingepackt, wenn es nicht passt und dann läuft mal ein großer Hund drüber und man muss sich ja denken, dieser kleine Hund, wenn dann so ein großer dazukommt, der zehnmal so viel wiegt, muss so ein Zwergspitz dann das auch mal lautstark kundtun, dass er das nicht mag. Das heißt, dass der große Hund das auch wahrnimmt. Und deshalb, glaube ich, bellen die auch sehr viel, weil die dann merken, wenn ich da mal ordentlich reinbelle, dann hält auch der große Hund inne. Und somit lernen die, ja, da muss ich mal ordentlich bellen, damit ich in Ruhe gelassen werde. Also gerade diese kleinen Hunde, jetzt unabhängig dieser FCI -Gruppe, ich glaube, die kleinen Hunde bellen einfach oder kläffen oft, weil die nichts anderes gelernt haben, als wie ich bell mal, damit ich in Ruhe gelassen werde. damit die Individualdistanz vom anderen Hund eingehalten wird.
ERICH:
Ich habe gerade ein Déjà -vu, weil die Melanie das Gleiche bei den Begleithunden erzählt hat, mit dem Chihuahua und den größeren Hunde drüberlaufen und dass die sich eben auch mal bemerkbar machen müssen.
TABITHA:
Und ich denke, das ist auch ein Grund, warum die Zwergspitze bellen, aber eben auch, weil sie sehr wachsam sind. Und wenn in einer Rassebeschreibung steht, sehr wachsam, kann man das dann übersetzen mit der bellt. Und da muss man halt früh gegensteuern, wenn man die in einer Wohnung hält.
ERICH:
Genau, das ist ja auch so ein Thema. Darüber kann man auch mal eine extra Folge machen, was so in Hundebeschreibungen steht und was das dann wirklich...
THABITA:
So wie ein Dienstzeugnis hat sich stets bemüht. Genau.
ERICH:
Was heißt es? Und womit man dann zu rechnen hat. Genau, ja. Ja, genau. Was wird es sonst erziehungstechnisch geben. Ich denke mal, eigentlich kann man da gar nicht so viel dazu sagen, weil eigentlich haben wir ja alles, was wir bei den anderen Gruppen schon hatten. Wir haben die Jagdhunde, alles, was dort dazu gehört, dann eben auch so Begleithunde, Hütehunde, eben alles nur ursprünglicher. Und eigentlich kann man sich ja das alles dann aus den anderen Folgen zusammenhören.
TABITHA:
Ja, genau. Genau, dann haben wir es jetzt. Nein, also man kann da schon zum Beispiel sagen, was für die Stadt spricht, ist, dass zum Beispiel die nordischen Hunde, nicht die Spitze, aber andere nordische Hunde, wiederum sehr ruhig sind. Wenn man mit einem Husky draußen joggen gehen wird, dann wird der dafür in der Wohnung recht ruhig sein, weil die haben auch ursprünglich gezogen und dann haben die Pause gehabt. Husky kann ja auch ein sehr, sehr guter Allrounder sein, das muss man auch sagen. Auch die Wachsamkeit darf man ja vielleicht nicht unterschätzen. Die mag in gewissen Vierteln ja vielleicht sogar vom Vorteil sein. Also es kommt ja immer auch wieder darauf an, was man mag und was man nicht mag. Wo man vielleicht einen Vorteil hat mit einem Jagdhund in der Stadt ist, dass da weniger Hasen herumlaufen. Da vielleicht. Aber ansonsten, ja. Also Jagdtrieb ist natürlich dann im Park. Könnte das auch problematisch werden natürlich. auf was man da dann aufpassen muss, was die vereint, die sind meistens alle sehr, sehr eigensinnig. Eigensinnig im Sinne von, die haben nicht diesen Will to Please. Die wurden halt nicht dafür gezüchtet, mit dem Menschen immer so zusammenzuarbeiten wie Hütehunde, sage ich jetzt mal. Die hinterfragen schon sehr viel und deshalb ist hier ganz konsequentes Rückruftraining ganz, ganz wichtig.
ERICH:
Jagdhunde in der Stadt, muss ich sagen, dass da die Tauben wahrscheinlich das größere Problem sind und eben dann die Straßen dazwischen, das ist halt recht gefährlich. Oder auch, wenn du vielleicht einen entspannten Hund hast, den mitnimmst ins Café, dann irgendwo so am Tisch oder anmachst und die nächste Taube hoppelt vorbei und der dann mit dem Tisch abdüst, ist vielleicht auch nicht…
TABITHA:
Oder vielleicht auch ein kleinerer Hund, wenn ich da einen... Malamute denke, und dann kommt da ein Chihuahua rein, könnte für einen großen Hund tatsächlich auch eine Beute sein.
ERICH:
Und sonst, wie du sagst, auch mit diesen Ursprungshunden, da kann ich mir gut vorstellen, dass halt sehr früh und eben auch noch mehr konsequent sein muss als bei anderen Hunden.
TABITHA:
Und was bei denen auch. Bei den meisten so ist, man kommt da mit Kooperation weiter, mit positiver Verstärkung. Mit zu viel Druck machen die eigentlich alle zu und sagen ja dann halt nicht. Also in dem Fall ist es da wirklich wichtig, die Dinge positiv aufzubauen, dass man auch die Kooperationsbereitschaft von den Hunden hat.
ERICH:
Auch ein guter Tipp. Und da ist dann auch wieder so ein Punkt, dass man dann den Leuten beibringen muss, was ist jetzt bezahlen und was ist bestechen.
TABITHA:
Und da muss ich oder darf ich oder kann ich aus meiner Erfahrung auch berichten, aber das wirst du mir wahrscheinlich bestätigen. Man erklärt den Hunden sehr oft, was ist Bestechen und was ist Belohnen. Aber es ist dann für die Kunden oft sehr, sehr schwer, tatsächlich die Hände leer zu lassen und sie erst dann in den Futterbeutel zu geben. wenn der Hund tatsächlich das ausgeführt hat, was man denn wollte. Die meisten haben es dann immer in der Hand. Vielleicht deshalb nochmal ein kurzer Abriss. Belohnen heißt, der Hund bekommt danach erst das Keks und auch danach kommt es erst aus der Leckerlitasche. Bestechen heißt, ich habe es schon vor der Nase. Und wenn man da nicht aufpasst, dann hat man irgendwann einen Hund, der sagt, kein Leckerli in der Hand, mache ich nicht. Aber man muss auch sagen, für uns ist es täglich Brot. Für die Kunden ist es ja dann trotzdem immer neu und ist halt dann auch wahrscheinlich immer schwer umzusetzen. War für uns anfangs ja auch vielleicht nicht ganz so einfach.
ERICH:
Um nochmal zusammenzufassen, wir haben die FCI -Gruppe 5. Wir haben 100 verschiedenster Typen drinnen, die aber sehr ursprünglich noch sind. Und deshalb müssen wir immer schauen. Was ist das jetzt für ein Hund, wenn wir ihn zu uns nehmen wollen und daraufhin dann entscheiden, wie werden wir den dann auslasten oder beschäftigen, weil es kann dann ein Jagdhund, Hütehund, Begleithund, die haben wir alle da drinnen. Das, was sie gemeinsam haben, ist eben Ursprüngliches und dass es wahrscheinlich so sein wird, dass die halt auch eigenständiger agieren als andere Hunde.
TABITHA:
Sehr selbstständig agieren, weil sie auch zudem gezüchtet wurden und diese Urtyphunden, die ja gar nicht gezüchtet wurden, sondern die tatsächlich einfach eigenständig gelebt haben. Und durch diese Eigenständigkeit auch so als schwer erziehbar gelten, weil sie halt... ihre eigenen Gedanken dazu haben und sagen, macht das für mich jetzt Sinn oder nicht? Und das einfach hinterfragen. Das hat dann nichts mit stur zu tun oder eigensinnig, wie man halt landläufig eigensinnig sagt, aber die machen sich halt selbst Gedanken und sagen, brauche ich das jetzt? Brauche ich es nicht? Und das einfach hinterfragen.
ERICH:
Haben wir ja auch bei den Herdenschutzhunden zum Beispiel.
TABITHA: Ja, weil die da einfach wirklich keine Notwendigkeit sehen. Wozu sollte ich mich da jetzt hinlegen, wenn ich ja in einer Sekunde wieder aufstehe? Ich weiß jetzt nicht, ob der Gedankengang dann tatsächlich so ist, aber sie hinterfragen das dann einfach wirklich. Wenn man gerne mit Hunden arbeitet, gerne einen Hund hat, mit dem man teilweise Herausforderungen hat und damit meine ich jetzt keine... dramatischen Herausforderungen, weil die so hyperaktiv sind, sondern einfach schaut, wie klappt es mit einer Beziehung, wie mache ich am besten Beziehungsaufbau, können das ganz, ganz tolle Hunde sein, wenn man die Eigenheiten anerkennt und es einem Spaß macht, genau an diesen zu arbeiten.
ERICH:
Das ist auch ein sehr, sehr guter Punkt, den du sagst, Beziehungsarbeit. Beziehungsarbeit heißt eben auch, Dass ich der Konsequentere sein muss, damit der Hund sich auf mich verlassen kann und wir gute Beziehungen haben und diese Diskussionen erst gar nicht dann entstehen, großartig.
TABITHA:
Genau, dass man so sagt, in diesem Bereich kannst du dich jetzt frei bewegen oder wenn in diesem Bereich meine ich jetzt nicht tatsächlich an der Leine, sondern so, dass das ist bei mir erlaubt und das nicht. Und innerhalb dem Erlaubten darf er aber auch Sachen machen. Und es wird auch vom Hund abhängen. Was die Kooperationsbereitschaft betrifft, manchen Hunden tut es sehr gut, auch mal etwas entscheiden zu dürfen, weil sie auf der anderen Seite dann auch akzeptieren, wenn man selbst mal was entscheidet. Andere Hunde, die sagen vielleicht, letztes Mal durfte auch ich entscheiden, mache ich jetzt weiter. Das ist also dann schon sehr Hunde -individuell. Da muss man dann schauen, welcher Hundetyp ist es. damit man das dann auf das anpasst. Lasse ich jetzt meinem Hund auch mal den Weg entscheiden oder lieber nicht, weil dann entscheidet er immer den Weg. Das muss man dann individuell sich überlegen. Ein Beispiel zum Beispiel, schöne Wortwiederholung, ist, wenn ich den Hund auf die Decke schicke. Und jetzt geht der Hund hin und legt sich vor die Decke und nicht auf die Decke. Da kommt es ja für mich dann sehr darauf an, Also ich würde mir denken, okay, der Hund kooperiert grundsätzlich, aber dem wird jetzt zu heiß sein. Dann darf der halt auch vor der Decke liegen. Deshalb kommt es ja immer darauf an, was es ist. Ob er jetzt da sitzt und sagt, interessiert mich jetzt gar nicht. Oder ob er sagt, ja passt eh, aber lass mich bitte halt am Fliesenboden liegen, weil das wäre mir jetzt bequemer. Also diese Kooperation, ob die da ist oder nicht zum Beispiel. Im Training bei solchen eigenständigen Hunden würde ich auch wirklich darauf achten, die Trainingseinheiten nicht zu übertreiben. Im Sinne von, jetzt macht der dreimal Sitz. Das wird für die meisten dieser Hunde schon mehr als normal sein. Weil die sagen beim zweiten Mal schon, okay, ich weiß jetzt eh schon was, das braucht man nicht nochmal wiederholen. Und die Trainingseinheiten so kurz zu halten, dass es den Hund auch Spaß macht, mitzuarbeiten. Dass auch das letzte Sitz, das ich abfrage, noch mit Freude gemacht wird. Und das kann auch das zweite sein oder sogar das erste. Weil die halt eben keine Freude meistens damit haben, wenn man die Sachen zehnmal hintereinander macht.
ERICH:
Da sind wir eh wieder beim individuellen Trainingsaufbau und so. Da muss man halt wissen, wie jeder Hund funktioniert und wie man das dann macht.
TABITHA:
Über was wir uns noch unterhalten könnten, wären die Beschäftigungsmöglichkeiten für Hunde, wenn die in dieser Stadt, wenn die in Städten wohnen. Weil auch die wollen beschäftigt sein, was man da am besten machen könnte. Und da viele davon Jagdhunde sind, beziehungsweise jagdlich ambitioniert sind und alle Hunde sind, wird ihnen zum Beispiel Mantrailing oder Nasenarbeit sicher sehr, sehr liegen. Und das geht ja auch ganz ausgezeichnet in der Stadt. Und somit sind die auch ganz gut kopfmäßig schon ausgelastet. Mit viel Übung werden auch welche dabei sein, denen Tricktraining Spaß macht, wenn man es eben nicht übertreibt und das dann eine Stunde lang machen möchte. Oder auch so abwechslungsreiche Spaziergänge, dass man sagt, da gehen wir um die Parkbank rum, dann machen wir einen Leckerli -Baum. Das heißt, man steckt kleine Leckerli in die Baumrinde rein, die kann er dann da runterschnüffeln. Dann geht man weiter und macht vielleicht eine Target -Übung. Also so ganz abwechslungsreiche Spaziergänge. Das lastet auch den Kopf sehr gut aus. Und erwähnt habe ich ja schon Canicross oder generell Laufen gehen mit den Hunden. Gerade die Schlittenhunde, die brauchen halt tatsächlich Kilometerleistung.
ERICH:
Und so etwas wie? Die klassischen Hundesportarten, Agility oder Hoopers, oder so wahrscheinlich eher weniger, weil die sich dann auch vielleicht denken, nach den ersten zwei Hindernissen, ja gut.
TABITHA:
Könnte sein. Es gibt tatsächlich Huskys, die Agility machen. Kenne ich jetzt aber nur von YouTube. Da gibt es Huskys, die das machen. Also die Hunde gibt es, aber sie sind sicher nicht der Standard für diese Hundesportarten. Wenn gleich es einzelne geben wird, denen das lustig ist. Aber der Standard ist es üblicherweise nicht.
ERICH:
Man kann es mal ausprobieren, aber eher nicht. Gibt es sonst noch irgendetwas, das du sagen möchtest? Fällt dir noch was ein zu den Hunden?
TABITHA:
Was mir sonst für die Stadt noch einfällt, wäre vielleicht, Rückruf habe ich schon erwähnt, Sozialisierung, über die haben wir, glaube ich, noch nicht gesprochen. Sozialisierung natürlich auch bei diesen Hunden wichtig oder vor allem bei diesen Hunden wichtig, was den Kontakt mit Menschen anbelangt. Viele dieser Hunde sind eher sagen wir, vorsichtig Fremden gegenüber und in der Stadt begegnen einem viele Fremde, fremde Menschen. Das heißt, hier muss man in der Sozialisierung schon gut aufpassen, dass man die gut auf die Stadt sozialisiert, auf Autos, dass die nicht gejagt werden, auf Menschen, die knapp vorbeigehen, auf andere Hunde, die man in der Stadt trifft, auf viel Lärm, genau, dass man hier in der Sozialisierung schon darauf achtet.
ERICH:
Ja, aber ein sehr, sehr wichtiger Punkt auch nochmal, den du sagst, haben wir eh bei anderen Hunden auch, aber da ist es nochmal umso wichtiger, dass man da nichts versäumt.
TABITHA:
Genau, und wenn die Beziehung passt, sucht dieser Hund dann ja beim Menschen jetzt nicht zwangsläufig Schutz, sondern seinen Rahmen, mit dem er dann mitgehen kann. Und deshalb ist auch die Beziehung hier nochmals ganz, ganz wichtig, dass die in der Stadt gut zurechtkommen. Und Beziehungsarbeit ist bei den Hunden dann teilweise tatsächlich Arbeit, damit die Beziehung gut klappt.
ERICH:
Also wir plädieren sehr für gute Beziehungsarbeit.
TABITHA:
Ja, immer und überall. Tatsächlich.
ERICH:
Sehr, sehr fein war es wieder. Darum würde ich jetzt noch zum Abschluss fragen, ob du noch irgendwelche Tipps hast, die du loswerden möchtest. Wieder Musik, Buch, Film, was dir einfällt, dass du noch da raushauen möchtest. Kann zum Hund passen, kann nicht zum Hund passen.
TABITHA:
Wenn du mich um einen Tipp fragst, um einen Buchtipp, dann würde ich zum Beispiel empfehlen das Pavlov -Projekt von Simon Prins. Das ist ein Diensthundeausbilder, wo man ja immer meint, diese Diensthunde, die muss man immer mit harter Hand angreifen, damit das klappt. Und unter dem Aspekt, dass in Österreich ja gerade so die Schutzhunde sehr unter Kritik stehen, vor allem dieser Moment des Zupackens, um den geht es ja, kann ich dieses Buch jedem ans Herz legen, der den Schutzhundesport macht, weil darin beschrieben wird, wie man denn Hunde auch ausbilden kann, ohne die anschreien zu müssen, sondern wie Hunde tatsächlich lernen, wie man Trainingspläne erstellt. Und wie das funktioniert. Und ich finde es auch ganz, ganz faszinierend, was der den Hunden alles beibringen kann in Kriegsgebieten. Und wie die unter Anführungszeichen funktionieren. Also das war sehr, sehr faszinierend. Und deshalb kann ich dieses Buch jedem nur ans Herz legen.
ERICH:
Dankeschön für diesen Tipp. Und danke für deine Zeit, liebe Tabitha.
TABITHA:
Ja, vielen Dank nochmals für die Einladung. Freut mich immer, wenn wir uns hier unterhalten. Es ist immer sehr kurzweilig.
ERICH:
Danke fürs Zuhören. Natürlich gibt es auch von mir einen Tipp und nachdem Musik sonst eher ausbleibt, wünsche ich mir von Eli Preiss und Blümchen die Neuauflage von Boomerang. Alle Tipps, Infos zu Tabitha, FCI -Rasseliste und was es noch sonst so gibt, findet ihr in den Shownotes. Geht respektvoll miteinander um, egal ob Mensch oder Hund. Bis zum nächsten Mal. Ciao.