Wandern mit Hund: Von Wien nach Mariazell

Von Wien nach Mariazell wollten wir in 5 Tagen wandern: gemeinsame, unvergessliche Erlebnisse mit dem eigenen Hund schaffen. Zeit in der Natur verbringen und nichts anderes tun, als zu gehen. Lisa ist mit mir schon vor 2 Jahren die ersten 3 Tage dieser Tour gegangen. Damals wollte sie am 3. Tag nicht mehr – was völlig okay war, da sich mein Freund verletzt hatte, das Begleitauto übernehmen konnte und Lisa mitgenommen hat.

Damals bin ich dann allein weitergegangen, teilweise auf Abwegen, und habe deutlich mehr Kilometer gemacht, als auf der offiziellen Strecke vorgesehen. Dieses Mal war der Plan, die richtige Strecke zu gehen. Aber auch hier war Lisa nach dem dritten Tag ziemlich erledigt, und ich habe ernsthaft überlegt, den nächsten Abschnitt mit den Öffis zu fahren. Im Mostviertel ist das aber leider nicht so einfach – es gab schlicht keine Möglichkeit.

Am Morgen des 4. Tages wirkte Lisa zwar noch müde, aber relativ fit, und die Etappe war als nicht besonders anspruchsvoll beschrieben. Also dachte ich mir: „Machen wir noch einen Tag.“ Gleichzeitig habe ich aber bereits den Entschluss gefasst, den 5. Tag nicht mehr zu gehen, weil ich merkte: Das wäre einfach zu viel. Für mein Ego wäre es natürlich toll gewesen, wieder alles zu schaffen – aber für Lisa nicht.

Es ist wichtig, die Anzeichen zu erkennen: Lisa hat sich am Abend des dritten Tages zum Beispiel schon die Vorderbeine geleckt und sich übermäßig viel gestreckt (ich vermute Muskelkater). Am nächsten Tag wollte sie nur noch auf weichem Untergrund laufen und hat sich ständig in der Wiese gewälzt, um nicht weiterzugehen. Am Abend bei der Pfotenkontrolle im Hotel hatte sie sich tatsächlich eine Pfote wundgelaufen, und damit war absolut klar: Der 5. Tag wird ausfallen. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wäre es aber wieder schwierig gewesen, von St. Aegyd (nicht unmöglich, aber zeitaufwendig) nach Mariazell zu kommen. Eine Freundin von uns hat jedoch ein Haus in der Nähe und hat uns abgeholt. So hatten wir noch einen netten Tag und Abend in Mariazell.

Mir ist wichtig zu sagen: Sowas kann passieren – wir alle gehen mal über unsere Grenzen. Auch Hunde tun das, wenn sie zum Beispiel ihrem Jagdtrieb folgen und Wild nachhetzen.

In diesem Fall war es aber so: Lisa hätte sich sicher nicht ausgesucht, überhaupt so weit zu gehen. Darum trage ich auch die Verantwortung, zu bemerken, wann es zu viel ist und wann wir abbrechen.

Dazu muss ich natürlich das Verhalten und die Körpersprache meines Hundes kennen, um als Halter richtige Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen. Und im besten Fall sind diese Entscheidungen im Sinne des Hundes – und nicht die des eigenen Egos oder Ehrgeizes.

Deshalb: Seid mutig, probiert Dinge aus – aber seid euch auch der Verantwortung bewusst, rechtzeitig die richtige Entscheidung zu treffen.


Vorbereitung und Route

Bevor es losgeht, rate ich euch, direkt nochmal zum Tierarzt zu gehen: den Hund durchchecken lassen, Zeckenschutz und etwas gegen Durchfall zu besorgen. Was ihr sonst noch einpacken solltet, findet ihr hier in unserer „Packliste für den Hund“ zum Download.

Wenn ihr gepackt habt, kann es losgehen. Von Wien aus habt ihr die Möglichkeit, der Via Sacra oder dem Wiener Wallfahrtsweg zu folgen. Schaut euch die Strecken genau an und entscheidet selbst, welche euch sympathisch ist. Wir persönlich sind eine Mischung aus beiden gegangen, da wir unsere Route nach hundefreundlichen Hotels ausrichten mussten (ich verlinke diese, damit ihr nicht suchen müsst).

Außerdem sehr ratsam: eine Offline-Karte herunterladen, da auf einem Großteil der Strecke kein Netz vorhanden ist. Wir haben die Organics Map App verwendet.


Etappen

TAG 1:

Vom Westbahnhof Wien geht es für uns mit der Straßenbahn 60 nach Rodaun, wo unsere erste Etappe startet. Von hier aus durch kleine Ortschaften wie Perchtoldsdorf, Sittendorf und Heiligenkreuz bis zur VinziRast am Land. Hier gibt es Zimmer, in denen Hunde erlaubt sind, Frühstück und in der angeschlossenen Raststation leckeres Essen (vieles aus Eigenanbau). Außerdem sehr viel Grün drumherum und super nettes Personal.

TAG 2:

Ausgeschlafen und gestärkt geht es weiter nach Kaumberg – durch viel Grün und Ortschaften wie Mayerling, Maria Raisenmarkt und Klein Mariazell. Dort wohnen wir im Apartmenthaus der Familie Halbwax, die auch das Wirtshaus Kirchenwirt im Ort führen. Praktisch: Man kann auch am Sonntag beim ADEG im Ort einkaufen (Selbstbedienung).

TAG 3:

Mein Lieblingstag, da es durch den Wald und viel Grün den Kieneck hochgeht, wo man auf der Enzianhütte zur Rast einkehren kann. Genießt den Ausblick und das tolle Angebot auf dieser schönen Hütte – es gibt auch vegane Optionen. Weiter geht es nach Rohr am Gebirge, wo wir im Hotel Kaiser Franz Josef nächtigen. Auch hier: nettes Personal, ein alter und freundlicher Hund, und ebenfalls vegane Optionen auf der Speisekarte.

TAG 4:

Nach einem reichhaltigen Frühstück, ging es weiter nach St. Aegyd am Neuwalde. Hier verläuft die Strecke fast ausschließlich über Forststraßen, völlig ungeschützt von der Witterung und ohne Rastmöglichkeiten. Also unbedingt Sonnencreme auftragen und genug Proviant und Wasser für euch und eure Hunde mitnehmen. In St. Aegyd angekommen, nächtigen wir im Haus Niederhaus. Achtet darauf, wann ihr dort ankommt. Außerhalb der Saison, kann es passieren, dass kein Speiselokal geöffnet hat. Ihr könnt euch aber im nahgelegenen Supermarkt versorgen. Im Hotel gibt es Kühlschränke mit Snacks und Getränken.

TAG 5:

Vor 2 Jahren bin ich diese Etappe auch gegangen: viel Forststraße, Ausflugsziele (am Wochenende sehr überfüllt), ein Stück entlang der Straße und dann noch einmal über einen Berg nach Mariazell. Damals haben wir in den Drei Hasen genächtigt – ein sehr gutes Restaurant ist angeschlossen. Tipp: Reserviert euch dort unbedingt einen Tisch als kulinarischen Abschluss. Dieses Jahr haben wir im Hotel Magnus Klause gewohnt. Toller Ausblick über die Stadt – aber leider bekam ich eine etwas patzige Antwort, als ich am Nachmittag nach einem Toast an der Bar gefragt habe.

Fazit

Wenn man nicht unbedingt bis nach Mariazell wandern will, kann ich die ersten 3 Tage sehr empfehlen. Die letzten 2 sind landschaftlich wenig reizvoll und müssen meiner Meinung nach nicht unbedingt sein. Ich könnte mir selbst gut vorstellen, noch einmal die ersten 3 Tage zu gehen, bis zur Enzianhütte zu wandern, dort zu übernachten und dann wieder zurückzugehen, auch nur bis zur nächsten Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel.

Egal, wie ihr es macht: Es zahlt sich aus, (fast) ohne Internet einfach nur mit seinem Hund in der Natur unterwegs zu sein.


Was euer Hund für eine entspannte Wanderung können sollte:

  • Leinenführigkeit: Damit dein Hund dich nicht kreuz und quer durch den Wald zieht und seine Kräfte besser einteilen kann.

  • Rückruf: Falls dein Hund auch mal in den Freilauf darf.

  • Bus, Bahn, Taxi fahren: Falls ihr unterwegs doch ein Verkehrsmittel nutzen müsst/wollt.

  • Maulkorb tragen: In öffentlichen Verkehrsmitteln in Österreich herrscht Maulkorbpflicht.

  • Alleine bleiben (auch in fremden Umgebungen): Falls ihr euren Hund mal im Zimmer lassen wollt, um alleine den Ort zu erkunden oder ein Restaurant zu besuchen.

 

Falls ihr Unterstützung beim Training braucht oder noch Fragen habt, schreibt uns einfach.

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